GEDANKEN EINES PHILOSOPHEN: „ERLEBNIS“
„Du bist, was Du erlebst“. Und wer will schon nichts sein. Ein Philosoph macht sich Gedanken über Bergerlebnisse.
Auch wenn die gegenwartsdiagnostische Rede von der „Erlebnisgesellschaft“ schon etwas in die Jahre gekommen ist, treibt weiterhin ein nicht geringer Erlebnishunger die Zielvorgaben unseres Außeralltäglichkeitsmanagement an. Auf den gut bestückten Märkten des Erlebnishandels finden sich daher vielfältige Erlebnisprodukte zur existentiellen Vitalisierung des sonst tristessebedrohten Lebenswegs. Und für den sollte man sich entsprechend rüsten, denn – so unterweist uns z.B. der prominente Erlebnisverkäufer Jochen Schweizer – „Du bist, was Du erlebst“. Und wer will schon nichts sein.
Bergerlebnisse stehen derzeit auf der Liste der bevorzugten Erlebnisprodukte ganz oben. Die Stakeholder der alpinen Freizeitwirtschaft – Tourismus, Ausrüster, Alpenvereine – übertreffen sich nachgerade mit betörenden Erlebnisversprechen. Und – ja, in den Bergen gibt es viel zu erleben, weshalb die Erlebnisdienstleister deren hohes Erlebnispotential zu nutzen und eine entsprechend hohe Erlebnisdichte zu orchestrieren wissen.
Nun besteht das so angepriesene „Erleben“ aber meist vor allem darin, die Bergzeit zum Produktionszusammenhang mehr oder weniger gleichförmiger Erlebnisgeschichten zu machen, deren Storyline den Drehbüchern professioneller Erfahrungsdesigner folgt. Dabei bieten gerade die Berge den Raum dafür, uns ganz Anderes zu er-leben als das, was der zeitgenössische Erlebnis(be)trieb uns anschafft: unerwartete Augenblicke nämlich, die unser Leben dadurch bereichern, dass sie einfach nur sind was sie sind: starke Momente, die keinen Zweck erfüllen müssen und uns bei uns selbst sein lassen.
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