NEUKIRCHEN: BERGRETTUNGSAUSFLUG IN WESTALPEN
Im Frühsommer durfte die Bergrettung Neukirchen (BRNK) ihren Bergrettungsausflug in die atemberaubenden Westalpen unter der Leitung und Planung des Berg- und Skiführers Alex Bräuer angehen
Ausgeruht und vorbereitet trafen sich Alex, Ronald, Stefan, Christoph, Gerald, Sjors, Marko, Walter und Pascal am Montag, den 20. Juni 2022 um 05:00 Uhr voller Vorfreude und Ehrfurcht am Bergrettungsheim Neukirchen. Die Mannschaft der BRNK konnte sich für die lange Anfahrt, großzügigerweise von den Bergbahnen Wildkogel-Arena einen Minivan ausleihen, somit war auch für Ausrüstung und Komfort genügend Platz – Donksche dafür!
Nun ging es auch schon los zum ersten Ziel: Das Aostatal im Nordwesten Italiens. Als Akklimatisierungstour war die Überschreitung des Lyskammes geplant, welcher sich in den Walliser Alpen befindet – westlich der Monte-Rosa-Gruppe und östlich des allbekannten Matterhorns. Ein gewaltiger, kilometerlanger Kamm verbindet Ost- und Westgipfel – welcher überstiegen werden sollte. Kurze Kaffeepause im Tal und schon ging es weiter. Nach einer rasanten Taxifahrt mit einem Landrover Defender bis hin zum Ausstieg der Seilbahn machte man sich an den Aufstieg zur Quintino Sella Hütte, in welchem zum ersten Mal die prachtvollen Weiten der Westalpen bewundert werden konnten. Bei schönstem Wetter und etwas Wind oben angekommen, wurden auch schon die Lager bezogen. Nach ausgiebigem Wetter- und Bedingungscheck wurde die Ausrüstung für den nächsten Tag gepackt. 04:00 Uhr Tagwache und der Anseilplatz fast direkt vor der Hütte, Steigeisen an und dahin geht’s!
Das Wetter war traumhaft, jedoch starker Wind. Je näher man über die langen Gletscherfelder an den Grat herankam, desto stärker wurden die Böhen. Auch musste eine kleine, aber pickelharte Steilstufe überwunden werden.
Als man sich dann direkt auf dem Kamm befand war schnell klar: Der Wind ist zu stark. Leider war hier für heute Schluss und es wurde umgekehrt. Ein sehr lehrreicher, aber auch gewinnbringender Tag: Jeder der Bergretter war akklimatisiert und bereit für das wirkliche Highlight: Den Mont Blanc!
Nach einer kleinen Stärkung im Tal machte man sich auf den Weg nach Chamonix. Bereits am Grenztunnel zeigte sich das unbändige und atemberaubende Massiv der Mont-Blanc-Gruppe – jeder schaute nur staunend aus dem Autofenster. Nach einer kurzen Lagebesprechung am Mittwochvormittag wurde entschieden, die Tour wie geplant von der Cosmique-Hütte durchzuführen. Mit der Gondel hinauf bis zum Aiguille de Midi auf 3.777m Seehöhe konnte das Mont-Blanc-Massiv bestaunt werden. Um auch den Mittwochnachmittag ausgiebig nutzen zu können, wurde ein „kleinerer“ Gipfel, sowie der Cosmique-Grat zur Hütte mitgenommen. Dort angekommen stieg die Vorfreude und es wurde versucht, so viel Schlaf wie nur möglich zu bekommen, da der Wecker für 01:00 Uhr gestellt war.
Es schneite noch. Die gröbsten Schneeschauer abgewartet, begab man sich um ca. 02:00 Uhr auf den Weg. Spuren war angesagt, doch im Team konnte durch oftmaliges Abwechseln des Vordermannes ein ausgewogener Kraftaufwand erreicht werden. Zuerst über steile Eisflanken, hindurch durch mächtige (Einfamilienhaus-große) Gletscherspalten auf den ersten Vorgipfel: Mont Blanc du Tacul. Schön langsam wurde es hell und die Gegend zeigte sich von ihrer atemberaubendsten Seite. Es ging weiter in Richtung zweiten Vorgipfel, Mont Maudit. Hier strahlte der berühmt-berüchtigte Teufelgrat „Arête du Diable“ in all seiner Pracht. Die Sonne schien, aber durch den Wind war es nicht zu heiß – Traumbedingungen. Der letzte Anstieg hin zum Hauptgipfel des Mont Blanc war noch einmal eine große Herausforderung – die Höhe im Kopf und die Anstrengung in den Beinen – doch der top Zusammenhalt im Team machte den Gipfelsieg möglich. Kaum zu glauben: Top of Europe! Mit Tränen in den Augen wurde „Berg-Heil“ gerufen. Leider konnte nicht allzu lange verweilt werden, da noch 2.400 Höhenmeter bergab auf die BRNK warteten. Zuerst zur Refuge de Goûter, dann über einen kleinen Klettersteig hinunter bis zur Grand Couloir – diese entpuppte sich durch den ständigen Steinschlag als etwas heikel – jedoch konnte auch sie von der gesamten Truppe gut überwunden werden. Unten angekommen wurde auf den Gipfelsieg und das unglaubliche Erlebnis angestoßen. Es war ein Highlight, das allen Teilnehmern der BRNK mit Sicherheit für immer in Erinnerung bleiben wird.
Text: Anja Bräuer
Bilder: Gerald Kofler, Pascal Stöckl, Ronald Mitterer