Tänzer im Felsen – In Gedenken an Albert Precht und Robert Jölli
Mai 2016: Vor einem Jahr kamen der Bischofshofener Ausnahmekletterer Albert Precht und sein Seilpartner Robert Jölli bei einem Unfall auf der Insel Kreta ums Leben.
Deren langjährige Bergpartner und Bergretter aus dem Pongau, wie Sigi Brachmayer (Ortsstelle Altenmarkt), Sepp Reiter (Ortsstelle Bischofshofen) und Walter Aschauer (Ortsstelle Werfen) waren zum Jahrestag des tragischen Unfalls in Kreta. „Wir haben nach dem Unfall gesehen, dass es dort keine Bergrettung wie bei uns gibt und deshalb haben wir beschlossen, die einheimischen Einsatzkräfte zu schulen.“
Der Unfall passierte in der Perivolakia Schlucht, das ein ganzes Tal voller Felsen ist, die 100 bis 200 Meter hoch sind und von Albert Precht und seinen Seilpartnern durch Kletterrouten erschlossen wurde.
„Alle Routen sind Bergpersönlichkeiten wie Reinhold Messner, Hermann Buhl oder Walter Bonatti gewidmet, die sich durch große alpinistische Leistungen auszeichneten“, erzählt der Bergführer und Bergretter, Walter Aschauer.
Gedenkmesse
Nach einer kurzen Messe wurde dort ein von den Einheimischen gemachtes Denkmal an die beiden Bergsteiger enthüllt. Precht hatte viel Kontakt zu den Menschen auf Kreta und deshalb waren neben Bergsteigerlegenden wie Peter Habeler, Hanspeter Eisendle oder Horst Fankhauser auch viele Einheimische bei der Gedenkfeier. Mit dabei waren auch jene Einsatzkräfte, deren Aufgabe der Abtransport der tödlich Verunglückten war. Diese Männer, die bislang eher als Feuerwehr denn als Bergrettung agierten, wurden von den Pongauer Bergrettern geschult.
Die Pongauer brachten gesponserte Materialien für gut sieben Einsatzkräfte nach Kreta. Rucksäcke, Gurte, Helme, Seile, Karabiner und eine Universaltrage (gesponsert von Kohlbrat & Bunz) samt Vakuummatratze und Bergesack sollen für etwaige Einsätze dort zur Verfügung stehen.
„Wir haben ihnen eine Art kleines 1×1 der Bergrettung vermittelt, mit ihnen eine kleine Ausbildung in Seiltechnik gemacht.“ Künftig soll es hier noch weitere Schulungen geben, angedacht ist auch eine spezielle Schulung für eine Flugrettung. „Sie waren sehr interessiert und haben sich auch geschickt angestellt.“
Der eine Weg
Albert Precht gelangen über 1000 Erstbegehungen. „Es scheint bei ihm, als ob er über eine nie versiegende Kraft verfügt hätte“, so Walter Aschauer, einer seiner langjährigen Weggefährten und Kletterpartner und ergänzt: „Sowohl körperlich als auch mental. Er war sehr entschlossen als Mensch und konsequent, alles war sehr durchdacht.“
Viele erfolgreiche Touren brachten ihn auch in die Granitberge nach Norwegen, Korsika, sowie in den Sandstein Jordaniens und Omans und zuletzt nach Kreta.
Precht, der einer der weltweit besten Alpinkletterer unserer Zeit war, lebte eine besondere Kletterethik. Rund 70 seiner Erstbegehungen erfolgten im Alleingang und ungesichert. Die Prechtrouten zeichnen sich aber nicht nur durch hohe Schwierigkeit und spärliche Absicherungen aus, sondern insbesondere durch ihre Eleganz.
„Meine Erstbegehungs-Philosophie ist seit 1970 dieselbe: Bei Erstbegehungen wird nicht gebohrt – und das nicht nur aus sportlichen Gründen. Unsere Gebirgswelt ist eine begrenzte, und eine unbegrenzte Erschließung mit allen Mitteln ist sicher nicht der richtige Weg. Aber einerseits den Menschen urbar gemachte Räume anzubieten, wo man sozusagen Sicherheit findet, und jedoch andererseits den Urzustand der Wildnis gewissenhaft zu schützen scheint mir ein möglicher Kompromiss. Und als solches sollte man auch die Sanierungen von Routen verstehen“, schrieb Albert Precht in seinem, erst ein Jahr nach seinem tragischen Tod erschienenen Buch „Hochkönig“.
„Albert war ein ungemein verlässlicher Partner. Nie hatte ich den Eindruck, dass er nicht weiterkäme“, erinnert sich sein Freund und Bergführer Walter Aschauer. „Seine Marke war, dass er alles genau durchdacht und auch zu Ende geführt hat.“
Auch Robert Jölli war ein ganz besonders besonnener und erfahrener Bergsteiger, der sein halbes Leben lang alpiner Ausbilder von der Polizei und Bergrettung war.
„Er war mein Vorbild in jeder Beziehung“, so der Chef der Pongauer Alpinpolizei, Manfred Nagl. „Als Bergsteiger war er eine Koryphäe, als Ausbilder und Vorgesetzter wusste er mit den Menschen umzugehen und hatte ein enormes Einfühlungsvermögen für andere. Er war ein Multitalent, ob im Klettern, Skifahren oder Surfen, was er anpackte und machte, tat er mit Perfektion.“
„Robert war ein grundehrlicher, zurückhaltender, sich nie in den Vordergrund stellender Mann mit einer angenehm beruhigenden Ausstrahlung“, erinnert sich Bergführer und Bischofshofener Bergretter, Sepp Schiefer.
„Oft hatte ich mit Robert über den Ausspruch aus Nani Klappert’s Buch „Winterspuren“ – „Wir müssen nicht wir wollen nur“ diskutiert und philosophiert. Zu meinem 30. Geburtstag kletterten wir eine seiner Routen an der Torsäule. Die Route „Heiße Liebe“ sollte es werden und als Geburtstagskinderl durfte ich vorsteigen. In der Schlüssellange bin ich allerdings „abgeprechtelt“, soll heißen es war zu schwer für mich, ich war zu schwach! Gerichtet hat’s dann Robert und meinte mit „seinem smile“ und freundschaftlichen Schulterklopfer – Sepp, woast eh, wir müssen nicht – wir wollen nur! Im Nachsatz fügte er hinzu- es gibt nur einen Weg, den wir alle gehen müssen!“
Bericht: Maria Riedler
Fotos: Walter Aschauer