Werfen: Gleich drei Personen an einem Tag geborgen

18.10.24 Einsätze

Ein Kanadier hat sich verstiegen, und zwei Kletterer waren auf der Hochthron-Südrampe erschöpft.

Erneut haben eine schlechte Tourenplanung und Selbstüberschätzung zu den Einsätzen am Donnerstag im Tennengebirge geführt, sagt Einsatzleiter Sepp Oppeneiger von der Bergrettungsortsstelle Werfen. Der 26-jährige Kanadier ist vor drei Tagen in Abtenau zu einer Tennengebirgsüberquerung aufgebrochen und war dabei nur mit Sneakers unterwegs. Beim Abstieg vom Eiskogel in Richtung Tauernscharte kam er vom markierten ab und konnte in dem steilen und unwegsamen Gelände in der „Heugasse“ auf rund 1.750 Meter Seehöhe nicht mehr weiter. Ein Bergsteiger aus Deutschland hatte die Notsituation kurz nach 17 Uhr von einem Wanderweg aus beobachtet – der Kanadier drohte abzustürzen – und einen Notruf abgesetzt. „Der 26-Jährige hatte Glück, dass der Polizeihubschrauber Libelle zufällig in der Nähe war“, so Oppeneiger. Auch die Ortsstelle  Werfen  war  alarmiert worden war. Der Mann konnte rasch vom Team der Libelle mittels Tau geborgen werden. 

Wie der Kanadier, so haben auch die zwei Kletterer ihre Tour unterschätzt, sagt Oppeneiger. Die beiden Österreicher, ein 62-jähriger Mann und eine 49-jährige Frau, stiegen über die Werfener Hütte zum Einstieg der Klettertour Hochthron-Südrampe auf, die mit dem Schwierigkeitsgrad 4 bewertet ist. Sie kletterten um 10.30 Uhr los, hatten dann aber Probleme bei der Routenfindung und konnten in der 10. und damit vorletzten Seillänge nicht mehr weiter, weil sie an ihre mentalen und körperlichen Grenzen gestoßen waren. 

Die Frau konnte eine Kletterstelle nicht mehr bewältigen. „Sie war sehr erschöpft“, schildert Oppeneiger. „Die beiden haben die Klettertour überschätzt und waren überfordert. Wenn man schon merkt, dass der Seilpartner nach vier Seillängen nicht mehr gut vorankommt und das Klettern schon zwei Stunden dauert, sollte man bei so einer langen Tour lieber umkehren.“ 

Hubschrauber Bergungen während der Nacht nicht selbstverständlich möglich

Oppeneiger weist auch daraufhin, dass es in dieser Jahreszeit um 18 Uhr schon dunkel wird. Zum Glück hat die Witterung – es war trocken, windstill und es schien der Mond – eine Hubschrauberbergung zugelassen. Die zwei Kletterer hatten nach Einbruch der Dunkelheit einen Notruf abgesetzt. Um 22 Uhr wurden die beiden Unverletzten vom Rettungshubschrauber RK2 aus Reutte in Tirol der Flugrettung ARA geborgen. Im Einsatz war auch die Alpinpolizei St. Johann im Pongau.  

Bereits am Dienstag musste ein 18-jähriger Deutscher im Tennengebirge in der Dunkelheit geborgen werden. Er hatte sich beim Abstieg von der Edelweißhütte verirrt und konnte im Absturzgelände nicht mehr weiter. Auch er wurde wie die am Donnerstag in Bergnot geratenen Personen vom Hubschrauber geborgen. Da es bereits dunkel war und die terrestrische Bergung sehr anspruchsvoll gewesen wäre, hätte die Bergrettung wahrscheinlich erst am nächsten Tag bei Tageslicht die Personenbergungen durchführen können, gibt Oppeneiger zu bedenken.

Im Bundesland Salzburg keine Hubschrauber für Windenbergung
„Wir hatten jetzt innerhalb kürzester Zeit sehr viele Nachtbergungen“, sagt der Bezirksleiter im Pongau, Gerhard Kremser. „Im Bundesland Salzburg steht allerdings kein Hubschrauber mit einer Winde zur Taubergung zur Verfügung, wir müssen dafür immer aus anderen Ländern Hubschrauber anfordern. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir überhaupt einen solchen Hubschrauber bekommen. Man darf sich natürlich nicht darauf verlassen, dass so eine Tau-Bergung mit Hubschrauber während der Nacht möglich ist. Außerdem sind die Kosten für die Betroffenen sehr hoch, denn hinzukommen lange Flugzeiten. “
 

Fotos: RK2 Flugrettung ARA, Bergrettung Werfen