Der Umgang im Alltag

Das Zusammenleben mit einem Hund kann unterschiedlichster Art sein. Denn es  gibt verschiedenste Hunderassen, verschiedene Hundetypen, auch unterschiedlichste Menschen und viele verschiedene Motive Hunde zu halten (Schmusehund – Schutzhund – Jagdhund…). Trotzdem oder gerade deswegen ist Grundwissen über „Hundeverhalten“, die „Kommunikation mit dem Hund“ und dem „Umgang mit dem Hund“ erforderlich, denn nur dann kann sich der Hund so verhalten, dass er den Wünschen seines Besitzers gerecht wird.

Wenn wir also einen „gut erzogenen Hund“, der sich in allen Lebenslagen an uns orientiert, als Partner wollen, dann sollten wir gewisse Regeln für eine funktionierende Sozialbeziehung zwischen Mensch und  Hund berücksichtigen.

Der Hund soll sich nicht nur an uns orientieren, sondern er muss auch lernen, einmal nicht wichtig zu sein.

Wieder einmal erreichte unsere Ausbilder folgende Anfrage eines Hundefreundes: 
„Ich habe auf euren Seiten von einer Überprüfung der Hund – Mensch – Beziehung gelesen, und dass diese als Voraussetzung für einen Einsatzhund gilt. Wie sieht dieser Test genau aus?“

Aufgrund dieser Anfrage haben wir uns entschlossen, den Test auf unserer Homepage zu veröffentlichen….

Überprüfung der Hund – Mensch – Beziehung  unserer Hundeführer

(Sozialverhalten des Hundes in Bezug auf seinen Halter sowie fremder Menschen und Artgenossen – Anpassungsfähigkeit des Hundes auch in außergewöhnlichen (neuen) Situationen, Aufmerksamkeit, Orientierung und Bindung am Hundeführer).

Alle Stationen werden vom Ausbildungsteam beobachtet und müssen bei Überlastung des Hundes oder sonstigen Vorkommnissen vorzeitig abgebrochen werden.

Alle Hundeführer unserer Hundestaffel sollten zumindest einmal die Möglichkeit haben, den gesamten Ablauf dieser Überprüfung mit einem bereits fertig ausgebildeten und vom Sozialverhalten her vorbildlichen Lawinen- und Suchhund beobachten zu können.

Diese Überprüfung ist für unsere Einsatzhundeführer als zusätzliche Voraussetzung zur bestandenen B-Prüfung, anstatt der bisher geforderten BGH, seit 2007 verpflichtend und wird nach auffälligen Verhaltensveränderungen wiederholt.

Die Überprüfung sollte auf einem geeigneten Gelände (Wald mit Forstweg und freien Flächen) von Punkt 1 bis 6 auf einer Länge von ca. 1 km in einer Einheit durchgeführt werden. Die weiteren Stationen können vorher oder nachher und getrennt auf verschiedenen Orten abgewickelt werden.

Erklärungen zum Test – sowie die Auswertungskriterien und Beobachtungsschwerpunkte  (Hundeverhalten, bzw. Reaktion der Hundeführer auf unerwartetes Verhalten ihres Hundes, wie werden Probleme gelöst, usw.) sind in dieser Testbeschreibung nicht enthalten.

Für den Bereich „Verhalten in neuen außergewöhnlichen Situationen“ ist dieser Test nur dann aussagekräftig, wenn er in dieser Form und Gesamtsituation für den Hund unbekannt ist, so dass die Reaktion der Hunde auf möglichst unbekannte Reizquellen ersichtlich ist,  und nicht durch viele Wiederholungen (Üben – Lerneffekte) verfälscht wird.

Testablauf

Anreise im Auto – Kofferraumdeckel auf – „bleib“

Ablenkung: Personen begrüßen, andere Hunde (an der Leine in Autonähe.

HF entfernt sich (ev. „bleib“)  Ablenkungen in Autonähe

allmählich entfernen sich alle (Hund ist im offenen Kofferraum allein)

HF zurück zum Auto –  (anleinen) hopp – frei (Auslauf, lösen…)     

„FUSS“ mit Ablenkungen (ohne, od. lockere Leine) HF geht auf rechter Wegseite

  • HF mit  angeleintem Hund kommt entgegen 
  • Läufer kommt entgegen und von hinten
  • Biker von vorne und von hinten
  • Wanderer mit Stock (und Mantel) kommt von vorne und bedroht den Hund(durch Körpersprache und verbal- wie „scheiß Köter“ verschwinde usw.). 
  • HF geht an alleine abgelegtem (ev. angeleintem) Hund vorbei.   

„SITZ“    HF entfernt sich und geht durch die ca. 20 m entfernte Personengruppe (von hinten) durch und ruft nach ca. 10 m den Hund herein, Gruppe dreht sich sofort forsch zum Hund – wie verhält sich der Hund (freudig z .HF?).

Spielstation:  Stressabbau (große Plane)

  • vorerst Hund herlocken, Sozialkontakt einfordern, auflockern bis der Hund sichtlich beruhigt ist (Futter, Ball od. Dummy oder andere MO`S  – nicht hochdrehen).
  • dann Aufmerksamkeitsspiel beginnen – mit Ablenkung durch anderen Hund, Menschen, Kuhglocke, Krach usw …
  • Spielbeginn und Ende beachten –  („sitz“)
  • sitz – Zerrspiel – sitz oder aus  – kleine Pause
  • sitz – Dummy werfen – bring – aus

Futterkontrolle – 3 Stationen

  • Station  „sitz“  –  HF nimmt Futter aus dem Rucksack, stellt Futterschüssel auf den Boden – „nimms“ – kurz fressen – „aus“ oder „nein“ ( bei Bedarf ev. sitz oder Platz)  
    HF bleibt neben Schüssel, Ausbilder (Fremdperson) nimmt Schüssel weg.
  • Station   Hund „sitz“, HF legt Kuttel (od. Wurst )  ½ Meter neben dem Hund auf den Boden (ev. nein), entfernt sich bis zur Markierung (außer Sicht d.Hundes). 
    Hund ist alleine – Futter ist tabu (Ausbilder beobachtet versteckt).
    Hund abrufen – Pfiff oder „hier“ –Belohnung.
  • Station   HF im Gespräch mit einigen Personen, Hund bewegt sich frei – Figurant lockt (ohne Kommando!) Hund mit Futterschüssel vom HF weg (ca. 20 m) HF ruft nach Aufforderung durch den Ausbilder den Hund herein („hier“ –  wie? –  Körpersprache des HF beobachten…) Hund wird beim Hereinrufen vom Figuranten mit  der Futterschüssel (Kuttel, Braunschweiger) stark abgelenkt – nonverbal!

Ablegen mit Ablenkung

Hund bei Station 2 mit „bleib“ ablegen (Decke und Rucksack) und alleinlassen –  siehe unter  2. „FUSS“  Punkt „e“ (ev. anleinen). 

Mindestens ein Team  HF/Hund spaziert an diesem abgelegten Hund vorbei (bei Rüden entweder Hündin oder aggressionsfreien Rüden vorbeiführen.

Verhalten des abgelegten Hundes  aus Versteck beobachten).

Weitere Stationen:

Freigehen (wie tägl. Spaziergang): auf freier Fläche ev. mit Wanderpfad.  Wie weit entfernt sich der Hund (Bindung)?
Dann während des Spaziergangs auf Zeichen oder Kommando den Hund links, rechts, hinten, vorne, irgendwo frei in unmittelbarer Nähe des HF bewegen.
Ablenkung durch flüchtenden Hasen (Gerät) – wenn nötig Hund hereinrufen. Wie vermittelt der Hundeführer dem Hund, dass der Hase nicht jagdbar ist?  

Begehen von Hindernissen: 

voran über Baumstamm (über Bach) schicken, (ev. mit umkehren in der Mitte – Baumstärke und Rutschgefahr richtig einschätzen) 
Überstieg (ev. gemeinsam meistern), Wippe, Wasserröhre, Felsgelände, kontrolliert (langsam) über Viehsperre gehen usw.

Für alle, die glauben, dass sie einen dominanten Hund ihr Eigen nennen:

„Dominanz ist eine Eigenschaft von Beziehungen und nicht von Individuen“ (Dorrit Federsen Petersen?)

 

Begriffsbestimmung artgerechte Hundehaltung

Hundegerechter Umgang im Allgemeinen; dem Wesen des Hundes entsprechend.

Günther Bloch schreibt zu diesem Thema: ein „artgerecht“ lebender Haushund braucht zur Befriedigung seiner körperlichen und geistigen Bedürfnisse regelmäßigen Freilauf, Kontakt zu Artgenossen und einen verlässlichen Sozialpartner Mensch, der ihm einen klaren Handlungsrahmen vorgibt, innerhalb dessen er sich selbstständig verhalten darf.

Begriffsbestimmung rassegerechte Hundehaltung

Zusätzliche Berücksichtigung der rassebedingten Besonderheiten im täglichen Umgang (Windhund, Dackel, Jagdhund…)

Der artgerechte Umgang mit dem Hund ist für uns in der Bergrettung der Schlüssel für eine funktionierende Mensch – Hund – Beziehung.

Der Hund ist bekanntlich ein Rudeltier und es ist für ihn von größter Bedeutung, in einem „intakten Rudel“ leben zu können, denn nur dort findet er die für ihn nötige Sicherheit und Geborgenheit. Er braucht eine klar definierte Position im Rudel mit den dazugehörigen Aufgaben und Rechten. Die Chefposition sollte jedenfalls der Mensch einnehmen. Das ist aber nur dann möglich, wenn sich der Hundebesitzer das nötige Wissen und die nötige Konsequenz für den artgerechten Umgang aneignet, und wenn der Hundebesitzer mit diesem Wissen auch eine artgerechte Basiserziehung und Ausbildung des Hundes durchführt.

Erst durch den richtigen Umgang im „Alltag“ entwickelt sich ein Hund zum sozial intelligenten und umwelterfahrenen (angepassten) Partner, der in den meisten Situationen das von uns erwünschte Verhalten zeigen kann.

Viele Hundebesitzer trainieren mit ihren Hunden nach irgendeiner Methode bestimmte Befehle wie SITZ, PLATZ, FUSS usw. und versuchen mit diversen Tricks dem Hund bestimmte Verhaltensweisen (wie hetzen, betteln, ziehen an der Leine,  raufen usw.) abzugewöhnen.

Das funktioniert auch teilweise ganz gut –  zum Beispiel am Hundeplatz – nur, in wirklich entscheidenden Situationen wird die geforderte Leistung meist nicht erbracht.

Nicht deswegen weil der Hund den Befehl verlernt hat, sondern weil er entweder gerade jetzt nicht will –  etwas anderes ist im Moment viel wichtiger, oder weil er gar nicht kann  – weil er in dieser Situation seinem Rudelpartner ( Mensch ) nicht vertraut. 

Der Grund für das „falsche Verhalten“ des Hundes ist eher nicht die Ausbildungsmethode, sondern in den meisten Fällen hat der Hund im täglichen Umgang mit seinem Menschen gelernt, dass dieser kein verlässlicher Rudelführer ist.

  • Der Hund lernt nämlich auch dann, wenn wir es gar nicht merken, oder wollen.
  • Dadurch fehlt in solchen Mensch-Hund-Beziehungen die „richtige natürliche Rangordnung“.
  • Ohne natürliche Rangordnung sind alle Erziehungsbemühungen in Frage gestellt.

Diese natürliche Rangordnung kann man aber nicht erzwingen – man kann auch Anerkennung nicht erzwingen – sondern nur durch artgerechten Umgang, der die natürlichen Gesetze der Rangordnung eines Sozialverbandes (Rudel) berücksichtigt, erfahren.

Durch einen richtigen Umgang mit dem Hund im Alltag, verändern wir die Lebensbedingungen für den Hund, und somit in logischer Konsequenz auch sein Verhalten.

Dazu eine nette Episode:

Eine Dame erzählte uns kürzlich, dass sie nun ihren vierten Hund hätte und sie verstehe einfach nicht, warum sie immer die gleichen Rabauken erwische ….

Unsere Antwort:

…nicht erwischt – durch falsches Verhalten selbst gemacht!

 

Konsequente Erziehung

„Ich habe gehört, dass konsequente Erziehung des Hundes wichtig für die Rangordnung sei“, meint Frau Anna B. aus St. Gilgen. Sie möchte wissen warum und fragt, wie dies in der Praxis geschehen kann.

Unsere Meinung:

Der Hund richtet sein Verhalten nach unserem Verhalten aus. Bei sogenannten „Befehlen“ wie z.B. „Platz“ ist es eigentlich einfach konsequent zu sein. Beim Kommando „Fuß“ ist das schon schwieriger, er geht vielleicht fünf Schritte bei Fuß, aber dann lenkt ihn irgendetwas ab und aus ist es mit „Fuß“. Ohne Konsequenz  lernt der Hund sehr schnell, ob er selbst entscheiden kann – „Fuß“ oder nicht… Viel schwieriger ist es aber, den Alltag in eine konsequente Tabuwelt einzuteilen. Und da entsteht der ungeklärte soziale Status des Hundehalters.

„Konsequenz im Alltag“- Teil 1

„Konsequenz im Alltag“

Eine wichtige Erkenntnis in der Hundeausbildung ist für uns, dass die meisten Hundehalter mit der „Konsequenz“ Schwierigkeiten haben.

Durch sehr viele Kontakte zu Hundebesitzern wissen wir, dass wirklich fast alle nur das Beste für ihre Hunde wollen, und es ist ihnen auch bekannt, dass man in der Hundeerziehung eine gewisse  „Linie durchziehen sollte“, und sie haben auch gehört, dass man sich „durchsetzen muss“, (was immer man darunter versteht) und so weiter…

Wie das aber in der Praxis – also im täglichen Zusammenleben ausschauen soll, davon haben die wenigsten eine klare Vorstellung.

„Ich bin von Haus aus ein genauer Mensch und immer sehr konsequent bei meinem Hund – ich füttere ihn täglich zwei mal, mache ausgiebige Spaziergänge, spiele mit ihm – aber wenn ich ihn rufe, dann kommt der undankbare Kerl meistens erst beim 3. oder 4. Pfiff, oder oft gar nicht“.

Diese Aussage eines Hundebesitzers ist kein Einzelfall und zeigt sehr deutlich, dass die Begriffe „konsequente Erziehung“ oder  „konsequentes Verhalten“ oft missverstanden werden.

Hundeerziehung findet nicht zweimal wöchentlich zwischen 15 und 16 Uhr statt, nein – es ist ein Prozess der im Zusammenleben Mensch – Hund einfach allgegenwärtig ist.

Hunde sind ausgesprochen gute Beobachter, vor allem können sie unsere Körpersprache – die wir Menschen meist unbewusst einsetzen – sehr gut lesen und kennen dadurch unsere typischen Verhaltensmuster in jeder Situation oder Stimmungslage, und sie merken ganz genau, dass wir Menschen mit der Konsequenz unsere Schwierigkeiten haben.

Für Hunde gibt es ja oder nein, wir kennen aber auch naja, oder vielleicht, oder heute ja und morgen ?….

Hunde brauchen immer Eindeutigkeit, denn sonst entscheiden sie, ob ja oder nein.

Gerade bei den Welpen machen wir auf diesem Gebiet die größten Fehler und wundern uns später, dass das „ausbügeln“ sooo schwierig ist.

Dorit Feddersen-Petersen behauptet sogar, wenn das soziale Lernen in der Jugendentwicklung nicht oder nur unzureichend stattfindet, wird die Erziehung des Hundes (Rangeinweisung) später stets problematisch sein.

Wie stark sich Hunde unsere Fehler im Umgang mit der Konsequenz zu Nutze machen, hängt allerdings auch von Rasse und Typ des Hundes ab.

Professor Raymond Coppinger, ein anerkannter Biologe, stellt fest, dass jeder Hund in gewisser Weise ein Opportunist ist (das ist jemand der sich bereitwillig an die jeweilige Lage anpasst, jedoch gezielt nach Zweckmäßigkeit handelt).

Gezielt nach Zweckmäßigkeit handeln ist nichts anderes, als eine Ausnutzung einer Situation zum eigenen Vorteil.

Dieser überlebenssichernde Eigennutz ist dem Hund angeboren und war für seine Weiterentwicklung von wichtigster Bedeutung.

Wenn wir also im „Alltag“ versuchen konsequent zu sein, dann kann der Hund in der Sozialrangordnung keine Freiräume besetzen und wird sich unseren klaren Tabugrenzen gerne unterordnen.

Konsequenz ist daher nicht nur bei Übungen wie sitz, platz, hier usw. wichtig, sondern ganz besonders in täglichen Situationen, bei denen erfahrungsgemäß viele Hunde ihren Kopf durchsetzen und so Tag für Tag mehrfach erfahren (lernen), dass viel so geht wie sie es wollen.

Dazu einige Beispiele

  • Der Hund drängt sich vor, wo es nur geht
  • zieht an der Leine
  • springt beim Öffnen der Autotür sofort aus dem Auto
  • läuft nach dem Ableinen einfach weg
  • frisst alles was er findet
  • undsoweiterundsofort……….

Wenn wir in solchen Alltagsituationen immer Signale (Hör – oder Sichtzeichen) einsetzen, lernt der Hund Konsequenz.

Beispiel Autofahren:

  • vor dem Einsteigen „sitz“ – Tür öffnen  „hopp“(oder Handzeichen)
  • Aussteigen – Tür öffnen – „bleib“(oder Handzeichen) nach einigen Sekunden – „hopp“ oder anleinen und „hopp …

…der Hund wird sich diesen Ablauf sehr schnell merken und man braucht bald nach dem Öffnen der Heckklappe keine Signale mehr verwenden und der Hund wird angespannt im Auto sitzen bleiben und auf das Zeichen zum Aussteigen (erlösendes „hopp“) warten.

Beispiel Anleinen:

  • vor jedem Anleinen ein Signal geben – außer der Hund sitz ohnehin schon vor.
  • Vor jedem Ableinen – „sitz“ und dann eventuell „frei“.

Das Signal „frei“ ist für konsequenten Umgang sehr wichtig, denn erst dann darf der Hund tun und lassen was er will und muss sich nicht mehr am Hundeführer orientieren.

Zur Konsequenz gehört auch – bestimmte Tabuzonen oder Grenzen einzuführen.

Wer keine Grenzen kennt, wird sich auch nie über seinen Freiraum bewusst.

Zur Konsequenz gehört auch – nie etwas verlangen, was ich im Moment nicht durchsetzen kann – denn sonst wäre ich bei Nichtbefolgung des Signals schon inkonsequent.

Das betrifft hauptsächlich die Welpenzeit.

Beispiele:

Der Welpe schnüffelt unangeleint in einer Wiese und sieht plötzlich einen Artgenossen – seine ganze Aufmerksamkeit ist dorthin gerichtet – was wird sein, wenn ich „hier“ rufe?

Kein Hörzeichen geben, wenn ich weiß (oder ahne) er befolgt es jetzt nicht, schon gar nicht dreimal rufen…….

Ich gehe mit dem Hund einkaufen – vor dem Kaufhaus anbinden – „platz“ oder „bleib“ – ich bin weg – Hund steht nach 5 Minuten auf weil…. –  es erfolgt keine Korrektur, ich bin ja beim Einkauf  – der Hund lernt – bei platz kurz hinlegen, aber beenden, wenn etwas anderes wichtiger ist.

Daher- kein Hörzeichen geben, wenn ich auf die Befolgung des Signals nicht bestehen kann.

„Konsequenz im Alltag“ – Teil 2

Unterbinden von „Manipulationsverhalten“ 

Zur Konsequenz gehört auch, das Manipulationsverhalten des Hundes zu unterbinden.

Der Hund ist ein Meister der Manipulation – siehe Opportunist – und wenn sich der Mensch dauernd vom Hund manipulieren lässt, dann sind alle Erziehungsbemühungen in Frage gestellt.

Das Interessante ist, dass die wenigsten Hundehalter bemerken, wann und wie sie von ihrem Liebling manipuliert werden.

Einige Beispiele:

  • Hund kratzt an der Tür– Frauli rennt und macht auf, er will ja hinaus…
  • Hund winselt bei der Futterschüssel – hast du Hunger – ja natürlich gibt´s sofort etwas…
  • Hund bringt die Leine vom Haken – Spaziergang…
  • Hund bringt den Ball – spielen…
  • Hund kommt daher, legt Kopf oder Fuß auf – ja braver, schmusen, streicheln….

Der Hund agiert – der Mensch reagiert und ist schon manipuliert – wer erzieht hier wen?

Richtig wäre, wenn der Mensch agiert und der Hund daraufhin reagiert – außer bei der Begrüßung, da sollte der Hund wedelnd ankommen….

Das Manipulationsverhalten des Hundes wird deshalb von Bedeutung, weil es täglich vorkommt, und der Hund merkt, dass er den Ton angibt.

Wie kann der Mensch das umstellen?

Beispiel:

Hund kratzt an der Tür, weil er hinaus will…  

Zwei Möglichkeiten:

  • Ignorieren bis er aufhört (ist, als wäre er nicht da – nicht reden, nicht anschauen, nicht schimpfen usw.)
  • oder auf den Platz schicken

In beiden Fällen einige Minuten ruhiges Verhalten des Hundes abwarten, dann Hund rufen – loben – und zur Tür….
Achtung – abwägen – muss er wirklich dringend pinkeln? Nicht quälen!

Hund will Futter – ignorieren oder auf Platz schicken , einige Minuten ruhiges Verhalten des Hundes abwarten (Hund muss abschalten, entspannen ….. dann Hund herrufen, ev. Futter herrichten und füttern, oder nur loben …. der Mensch agiert – der Hund reagiert.

So, oder ähnlich kann man auf alle Manipulationsversuche reagieren.

Das heißt natürlich nicht, wenn der Hund zum Spiel auffordert oder Sozialkontakt sucht, dies dem Hund zu verwehren – nein – wir müssen das ganze nur so gestalten, dass von uns der Auslöser kommt und nicht umgekehrt.

Sozialkontakte zwischen Mensch und Hund sind natürlich sehr wichtig und manche Hunde leiden direkt unter zu wenig körperlicher Zuwendung. Jedoch sollte auch auf diesem Gebiet der Mensch „agieren“ und der Hund „reagieren“.

Man kann sich auch einmal das Recht herausnehmen, den Hund einfach heranzurufen um ihn so richtig abzuknutteln, wenn er vielleicht auch im Moment nicht will – weil für ihn gerade etwas anderes wichtiger wäre – auch damit zeigt man seinem Hund, wer eigentlich das Sagen hat.

Konsequenz im Alltag sollte aber keinesfalls mit Unterdrückung des Hundes oder dauernder Manipulation des Hundes verwechselt werden, nein im Gegenteil, durch richtigen Umgang- und dazu gehört auch Konsequenz – erreiche ich ein besseres Sozialverhalten des Hundes und kann ihm daher viele bisher nicht gewährte Freiheiten ermöglichen.

Wichtig im täglichen Umgang mit dem Hund sind wohl auch

  • eine verständliche Kommunikation
  • Konsequenz im Alltag (nicht nur bei Befehlen)
  • Wissen, wann in das Verhalten einzugreifen ist, oder auch einmal nicht
  • das Manipulationsverhalten des Hundes unterbinden
  • im Umgang mit dem Hund agieren und nicht reagieren
  • die Aufmerksamkeit des Hundes schulen
  • richtig spielen lernen
  • ignorieren lernen
  • Frustrationstoleranz des Hundes erhöhen
  • Sozialkontakte richtig herbeiführen

Das sind jetzt viele Begriffe und sie führen vielleicht bei manchen Hundebesitzern zu Missverständnissen oder Verwirrung – aber keine Angst, es ist wirklich nicht so schwer.

Wir werden die einzelnen Themen nach und nach in der Rubrik „Rund um Hund“, soweit es geht, praxisnahe und einfach erläutern.

Vieles machen Hundebesitzer ohnehin aus dem Bauch heraus schon richtig, und Hunde sind ja geradezu prädestiniert, sich dem Menschen unterzuordnen und verhalten sich von Haus aus dem Menschen gegenüber eher friedfertig.

Es geht in der Regel zwischen Mensch und Hund auch nicht um Rang und Dominanz, aber welcher Hundebesitzer kennt nicht die Spielchen, die sein Hund so spielt wenn er die Abwesenheit, oder die Unaufmerksamkeit von Herrchen ausnützt, (vom Tisch stehlen, Sofa liegen…..) der eine mehr, der andere weniger.

Oder, wenn er auf energischen Ruf „hiiiier“ nicht reagiert, Artgenossen verprügelt, oder Jogger jagt. Solches Hundeverhalten ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch eine Gefahr für alle Beteiligten werden. Es erzeugt Ablehnung in der Gesellschaft, der Hundebesitzer leidet durch Frust, viele Hunde leiden deshalb oft durch harte Unterdrückung und werden erst dadurch zur Gefahr – und alles nur, weil der Hundehalter die Regeln für eine artgerechte und freundliche Beziehung missachtet oder nicht kennt.

Natürlich wollen viele Hundehalter ihren Hunden diese „Unarten“ abgewöhnen – aber leider meistens mit untauglichen und oft teuren Mitteln und Ratschlägen.

Alleine durch den richtigen, also „artgerechten“ Umgang mit dem Hund im Alltag, bleiben dem Hundebesitzer und seinen Mitmenschen viele unangenehme Erlebnisse erspart und die Beziehung Mensch – Hund wird sicher stressfrei und glücklicher.