LAWINENABGANG OBERTAUERN: SKIFAHRERIN VERSCHÜTTET
Eine Skifahrerin wurde heute Mittag in Obertauern abseits der Pisten verschüttet. Die Einheimische hatte enormes Glück, da Bergretter und Alpinpolizisten im Gelände waren. Eine Nachlawine verschüttete zwei Bergretter während des Einsatzes.
Mittwoch mittags wurde die Ortsstelle Obertauern von Liftbediensteten alarmiert: Drei Skifahrer fuhren einen sehr steilen und felsigen Hang abseits der Pisten ein (Schafkar, zwischen Seekarspitz und Seekareck) und lösten auf etwa 2200 Metern ein großes Schneebrett aus. Eine 38-jährige Frau aus dem Pongau wurde dabei komplett verschüttet. Mitglieder der Ortsstelle Obertauern waren zu dieser Zeit gerade mit Alpinpolizisten und dem Hubschrauberteam der Libelle zu Dreharbeiten vor Ort.
„Wir haben sofort den Einsatz übernommen und waren durch den raschen Hubschraubertransport mit der Libelle nach wenigen Minuten bei der Verschütteten“, schildert Michael Koch, der Einsatzleiter, die Situation. Doch eine plötzliche Nachlawine verschüttete sowohl ihn als auch den Ortsstellenleiter von Obertauern, nur kurz nachdem sie aus dem Hubschrauber ausgestiegen waren: „Es war zuerst unklar, wie viele Menschen verschüttet sind. Ich habe versucht, mir einen Überblick zu schaffen, als ein Alpinpolizist schrie, dass eine Nachlawine abgeht. Glücklicherweise hatten wir noch keine Ski an. Ich habe mich mit Schwimmbewegungen versucht, etwas an der Oberfläche zu halten.“
Beide Bergretter wurden komplett verschüttet und beide konnten sich innerhalb weniger Minuten jedoch selbst aus der Lawine befreien: „Wir haben gesehen, dass die Alpinpolizei und die Begleiter der Frau diese bereits bis zum Kopf freigelegt hatten. Sie war bewusstlos. Wir sind dann beide noch zu der Verschütteten und haben mitgeholfen, sie auszugraben.“ Die Einheimische wurde vom Rettungshubschrauber ins nächste Klinikum geflogen.
„Wir waren zwar beide auch mit Lawinenairbags ausgerüstet, aber ich hatte keine Chance, diesen zu ziehen“, gibt Koch zu bedenken; die Lage für alle Einsatzkräfte war äußerst heikel und gefährlich. Die Nachlawine wurde übrigens von einem 35-jährigen Einheimischen ausgelöst.
Insgesamt standen drei Alpinpolizisten, drei Hubschrauber, 12 Bergretter der Ortsstelle Obertauern, drei Rettungs- und Polizeihubschrauberteams und Bergrettungshunde im Einsatz.
Die erste Lawine hatte ein Ausmaß von etwa 100 Meter Breite und eine Abrisskante von 70-80 cm. Die Nachlawine war gut 60 Meter breit und hatte einen Abriss von etwa einen Meter.
Die Bergrettung Salzburg ist nur froh, dass bislang glücklicherweise nicht mehr passiert ist, die Verschüttete hatte auch Glück, dass die Einsatzkräfte innerhalb weniger Minuten vor Ort waren. Heute sind bereits mehrere Lawinenabgänge im Pongau und im Pinzgau gemeldet worden. „Sehr viele Skitourengeher hatten bislang enormes Glück. Doch man soll sein Glück nicht zu viel herausfordern“, betont der Pongau Bezirksleiter der Bergrettung, Gerhard Kremser. Er beobachtet heuer sehr viele Tourengeher, die einfach einer angelegten Spur im alpinen Gelände folgen. „Viele sind ohne Notfallausrüstung unterwegs, sehr viele haben keine Tourenplanung gemacht und schlechte Ortskenntnisse. Teilweise investieren die Sportler zwar Geld in Ausrüstung aber leider viel zu wenig in alpines Wissen. Es werden die steilsten Hänge befahren und das bei einer sehr heiklen Schneesituation mit teilweise hoher Lawinenwarnstufe. Wir haben sowohl ein Altschnee- als auch Triebschneeproblem und zur Beurteilung der Situation braucht derzeit sehr viel Wissen und Erfahrung und größte Zurückhaltung“, so Kremser.
Die Lawinensituation wird auch in den nächsten Tagen durch Föhn und Erwärmung angespannt und erheblich bleiben. Die Auslösung von Schneebrettlawinen ist an vielen Hängen hinter Geländekanten und in eingeblasenen Rinnen und Mulden bereits bei geringer Zusatzbelastung möglich. Nord- über ost- bis südwestseitiges Gelände ist vermehrt betroffen. Auch im lichten Baumbestand sind Gefahrenstellen zu finden.
Alle Fotos: Bergrettung Obertauern