Tipps für Ihre Berg- oder Skitour
Grundsätzlich sollte man nicht alleine im alpinen Gelände unterwegs sein, aber es gibt Situationen, die es erfordern oder aber man hat einfach das Bedürfnis, die Schönheit der Berge einmal alleine zu genießen.
Daher ein Appell an alle Sommerfrischler, Winterwanderer, Spaziergänger, Mountainbiker, Bergsteiger, Skitourengeher und Kletterer zu allen Jahreszeiten:
- Achten Sie auf eine entsprechende Ausrüstung (Schuhe, Kleidung, Wetterschutz, Proviant und Getränk)
- Informieren Sie Ihren Angehörigen oder Ihren Quartiergeber, wohin Sie gehen und wann Sie zurückkehren wollen.
- Schalten Sie Ihr (aufgeladenes) Handy ein und hinterlassen Sie Ihre Handynummer.
- Da – wie erwähnt – das Handy nicht überall funktioniert: Tragen Sie sich in Hüttenbücher und Gipfelbücher ein, damit eine Suchmannschaft Ihren Weg nachverfolgen kann.
- Wenn Sie unterwegs umdisponieren oder ungeplant übernachten, so melden Sie es Ihren Angehörigen oder Quartiergebern.
- Den Alpinnotruf 140 und die internationale Notrufnummer 112 und deren Gebrauch sowie das Alpine Notsignal sollten Sie sich einprägen.
UND NOCH MEHR SKI-TOURENTIPPS
Lawinengefahr = Lebensgefahr!
Wussten Sie dass…
- bei Ganzverschüttung durch eine Lawine 52% nur mehr tot geborgen werden?
- 95% aller Lawinen durch Skifahrer ausgelöst werden?
- die Schneebrettgefahr nicht kalkulierbar ist?
- das Verlassen der Pisten ein Verlassen des gesicherten Skiraumes ist?
- in den Alpen jährlich im Durchschnitt 120 – 150 Tourengeher und Variantenskifahrer durch Lawinen getötet werden?
- Lawinenunfälle häufiger bei erfahrenen Bergsteigern auftreten als bei unerfahrenen? Offensichtlich neigen Bergsteiger nach vielen unfallfreien Jahren dazu, die Lawinengefahr zu unterschätzen.
Zehn goldene Regeln für Tourengeher und Variantenskifahrer
1. Gehe niemals allein.
2. Meide nach ergiebigem Schneefall für drei Tage den Tiefschnee.
3. Passe die Tour dem Lawinenlage- und Wetterbericht an und gib das Tourenziel einer vertrauten Person bekannt.
4. Vergiss nie Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS), Schaufel, Tourensonde und Handy. Verwende im Tiefschnee Skistopper, halte die Skistocke nicht mit den Händen in den Schlaufen.
5. Verzichte auf Tourenskilauf oder Variantenskifahren ohne vorherige Übung mit dem LVS Gerät, Training in Bergung und Ersten Hilfe.
6. Verwende den Lawinen-Airbag, verlasse Dich aber nicht blindlings darauf und unterschätze deshalb nie das Risiko.
7. Halte Abstand zu Deinen Begleitern sowohl im Aufstieg als bei der Abfahrt, dass höchstens ein Mitglied der Gruppe einem Risiko ausgesetzt ist.
8. Meide den Triebschnee in Mulden und Hängen der Windschattenseite.
9. Benütze zur Abfahrt die Aufstiegsroute, wo Dir Schneeverhältnisse und Gelände bekannt sind.
10. SAG IM ZWEIFEL IMMER NEIN!
Tourengeher und Variantenskifahrer in den Alpen: Wende die Reduktionsmethode vom Alpenverein Stopp or Go an.
„Risiko gehört zum Bergsteigen. Aber ich steige nie, um umzukommen. Deshalbbraucht es die »Disziplin des Risikos« als Gegengewicht zum Ehrgeiz. Disziplin heißt Einschränkung.“ (Reinhold Messner)
Verhalten im Fall einer Lawinenauslösung
Es ist nicht bekannt, ob nach der Auslösung einer Lawine Selbsthilfe-maßnahmen die Überlebenschance verbessern können. Wird eine Person von einer Lawine ganz verschüttet, so hängt ihr Schicksal in erster Linie von der Effizienz der Kameradenhilfe und vom Vorhandensein einer Atemhöhle ab. Nach einer Umfrage unter Überlebenden eines Lawinenunfalls können sich jedoch während des Lawinenabgangs nur 18% von den Skiern und 8% von Skiern und Stöcken befreien. 46% sind zwar imstande, Schwimmbewegungen durchzuführen, ob diese aber eine Ganzverschüttung verhindern können, ist nicht bekannt. Hingegen waren 50% der Ganzverschütteten imstande, während des Lawinenabgangs eine Hand vor das Gesicht zu halten und konnten sich dadurch einen Hohlraum schaffen, der die freie Atmung ermöglicht hat.
- Wird jemand von einer Lawine ganz verschüttet, so sollte er in jedem Fall versuchen, vor dem Stillstand der Lawine die Hände vor das Gesicht zu halten und sich einen Hohlraum zu schaffen. Das ist die wirksamste Maßnahme zur Selbstrettung. Sicher ist auch, dass die Verwendung des Lawinen-Airbags eine Ganzverschüttung mit großer Sicherheit verhindern kann. Versuche nach Auslösung einer Lawine nicht die Bindung zu öffnen, sondern die Lawine durch eine Schussfahrt zu verlassen.
- Versuche Dich durch Schwimmbewegungen an der Oberfläche zu halten.
- Halte vor Stillstand der Lawine die Hände schützend vor das Gesicht.
- Versuche, vor Mund und Nase einen Hohlraum freizuhalten und den Mund vom Schnee zu befreien.
- Verhalte Dich ruhig und gib die Hoffnung nicht auf.
Verhalten unverschütteter Begleitpersonen
- Mit allen Mitteln die Bergung innerhalb 15 Minuten anstreben. Die erfassten Skifahrer in der fließenden Lawine mit den Augen mitverfolgen, Verschwindepunkte markieren. Markante Punkte merken.
- Sofortige Alarmierung per Funk oder Handy, wenn verfügbar.
- Ansonsten sofortige Suche im primären Suchbereich durch alle Unverschütteten für mindestens 20 Minuten.
- Erst anschließendes Abfahren und Alarmieren durch ein Gruppenmitglied (falls keine Alarmierung per Funk oder Handy).
- Ortung mit dem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät bei gleichzeitiger Oberflächensuche mit Auge und Ohr.
- Bei erfolgreicher Ortung Lage und Tiefe des Verschütteten mit der Tourensonde feststellen, Sonde steckenlassen.
- Sofortiges Ausgraben mit allen verfügbaren Schaufeln nicht direkt von oben, sondern schräg von der Seite.
Erste – Hilfe – Maßnahmen
1. Bei Erreichen eines Körperteiles des Verschütteten sofort mit der Hand am Körper entlang einen Luftkanal zum Gesicht freilegen.
2. Atemwege freilegen und freihalten, sofortige Kontrolle der Atmung u. Kreislaufzeichen (sehen, hören, fühlen).
3. Bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlagerung.
4. Bei Atemstillstand Beginn der Beatmung bereits in der Bergungshöhle, und Beginn der Herz – Lungen – Wiederbelebung (Basic Life Support, BLS sofort nach dem Ausgraben des Verschütteten auf einer harten Unterlage (Skier, festgetretener Schnee).
Fortsetzung der Reanimation bis zur Übergabe an den Notarzt oder an die Rettungsequipe.
5. Behelfsmäßiger Kälte- und Windschutz mit Kleidungsstücken, Mütze, Lagerung auf eine trockene Unterlage.
Besuche alle 1-2 Jahre einen Erste Hilfe Kurs mit Wiederbelebungstraining!
Der Tod wartet 18 Minuten
Überlebenswahrscheinlichkeit (Prozent) der Ganzverschüttung in Abhängigkeit von der Verschüttungsdauer (Minuten) (10): bis 18 Minuten nach der Verschüttung überleben in der Lawine fast alle Verschütteten, sofern sie nicht tödlich verletzt sind.
Zwischen 18 und 35 Minuten tritt der „tödliche Knick“ der Überlebenswahrscheinlichkeit ein. In dieser Zeit sterben alle Verschütteten ohne Atemhöhle an raschem Ersticken.
Ab 35 Minuten Verschüttungsdauer leben nur mehr Verschüttete mit Atemhöhle.
Eine rechtzeitige Bergung aus der Lawine durch Kameraden innerhalb der ersten Viertelstunde ist für das Überleben entscheidend und ist ein Kampf um die Minuten. Für die Kameradenhilfe ist die Schnelligkeit bei der Ortung und beim Schaufeln entscheidend. Bedenke, dass man im Idealfall 3 – 5 Minuten für die Ortung mit dem Lawinen – Verschütteten – Suchgerät braucht und 10 – 15 Minuten, um ein Lawinenopfer mit einer Schaufel aus einem Meter Tiefe auszugraben (mit den Skispitzen braucht man eine Stunde). Je mehr Schaufeln zum Ausgraben zur Verfügung stehen, desto rascher kann ein Verschütteter geborgen werden. Es muss sich jeder bewusst sein, dass er im Falle eines Lawinenabganges nicht nur für sich, sondern auch für seine Kameraden mitverantwortlich ist.